04.09.2019

VMG Nord bei Schalthoff live zum Thema "Autofreie Innenstadt"

VMG | Nachrichten

Aktuell wird in Hamburg an zwei Orten – in Ottensen und dem Rathausviertel– getestet, ob autofreie Quartiere Sinn machen. Denn es gibt nicht nur Befürworter dieser drastischen Maßnahme. Zu diesem Thema hatte sich Herbert Schalthoff vom Fernsehsender Hamburg 1 am Dienstagabend vier Gäste in seine Talkshow geholt: Volker Tschirch, Hauptgeschäftsführer des AGA Unternehmensverbandes und Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes VMG Nord, Michael Kruse, Fraktionsvorsitzender der Hamburger FDP, Prof. Dr. Jörg Knieling, Stadtplanung und Regionalentwicklung HCU und Anjes Tjarks, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/DIE GRÜNEN in Hamburg.

Volker Tschirch machte den ersten Punkt: „Wir wollen keine Experimente, sondern die Schaffung einer lebendigen Innenstadt, die eine hohe Aufenthaltsqualität hat. Darin müssen wir investieren – in unsere Plätze und unsere Straßen. Dabei sind wir sind immer ganz froh, wenn die Dinge, die im Wahlkampf angekündigt werden und in einem Koalitionsvertrag festgeschrieben wurden, auch umgesetzt werden. In dem Vertrag wurden Plätze definiert, aber die Investitionen zum Beispiel in den Burchardplatz sind ausgeblieben.“

Anjes Tjarks unterstrich: „Die Hamburger Innenstadt ist schön, hat aber noch Potenzial. Die Mönckebergstraße, die nicht mehr unter den Top-Ten der deutschen Einkaufsstraßen ist, hat noch deutlich Luft nach oben. Hier stellt sich die Frage, wie man diesen Stadtraum umgestalten kann. Es geht bei unserem Vorschlag nicht zuerst darum, die Autos zu verbieten.“

Einig waren sich alle Diskussionsteilnehmer darüber, dass die City städtebaulich aufgewertet werden muss: „Wir müssen die Attraktivität der Kerninnenstadt so erhöhen, dass die Leute gerne kommen. Ich würde es kreativ finden, wenn man mit dem Intendanten des Thalia-Theaters Joachim Lux, aus dem Gerhardt-Hauptmann-Platz einen Platz europäischer Dimension macht, belebt und für Familien mit hoher Aufenthaltsqualität. Wir müssen den Menschen nicht vorschreiben, wie sie in die Stadt gelangen. Wir sind keine Autofetischisten, wir wollen nur nicht die Menschen bevormunden“, sagte Volker Tschirch. Darüber hinaus gab Tschirch zu bedenken, dass es gar nicht so einfach sei die Mönckebergstraße in eine Fußgängerzone umzuwidmen: „Das ist schon häufig geprüft, aber immer wieder verworfen worden. Aus guten Gründen, denn die Straße hat unglaubliche Dimensionen. Ob eine reine Fußgängerzone dem Einzelhandel hilft, bezweifle ich.“

Prof. Jörg Knieling hat hohe Sympathien für autofreie Zonen: „Aktuell ist ein hoher Anteil in der City zugeparkt und die Parkfläche nimmt weiter zu. Damit machen wir uns unsere Lebensqualität unnötig kaputt. Wir müssen zu einer grundlegenden Verkehrswende kommen. Hamburg hängt dabei hinter vielen anderen Städten hinterher. Viele haben schon den Autoverkehr zurückgedrängt.“

Michael Kruse unterstrich: „Um eine Innenstadt attraktiv zu machen reicht es nicht, nur die Autos zu verbannen. Denn entgegen der Prognosen steigt die Anzahl der Autos und damit auch der Bedarf an Parkplätzen. Die Probleme löst man nicht damit, indem man ein kleines Gebiet am Rathaus autofrei macht. Da geht es um mehr, um kulturelle Angebote, um die Aufwertung von Plätzen und nicht ob wir in Nebenstraßen Autos verbieten.“ Kruse möchte bei den autofreien Tests die Einzelhändler mehr ins Boot holen: „Das ist eine Frage kluger Politik. Wenn ich mir das Rathausquartier anschaue: Sprechen Sie da mit dem Bäcker, der sagt, ich verliere Umsatz, weil die Handwerker nicht mehr bei mir ankommen. Sprechen Sie mit dem Schuster, der sagt, dass keiner mehr bei ihm vorbeikommt. Sprechen Sie mit dem Babywagenhersteller, der sagt, die Menschen holen unsere Produkte nicht mit der U-Bahn oder dem Fahrrad ab. Das sind Probleme, die von der rot-grünen Politik völlig ignoriert werden.“

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